Heute habe ich einen wunderbaren und eindringlichen Beitrag auf Facebook gelesen. Und mit freundlicher Genehmigung darf ich diesen Beitrag auch hier veröffentlichen.
Autor: Tierarztpraxis Dr. Elke Jonigkeit und Link zum FB-Beitrag :gdh:
KatzenKLAU ist Kein Kavaliersdelikt!
Wöchentlich passiert es, dass Neukunden in unserer Sprechstunde mit ihrem stolzen geretteten Katzen-Neuzugang vorstellig werden. So weit so schön…
ABER, bereits nach den ersten Fragen des Vorberichts wird oftmals schnell klar: dieses Tier gehört dieser Person eigentlich gar nicht!
Wieso? Weil sie ‚zugelaufen‘ sein soll… ‚das arme Ding‘.Das Schema läuft beinahe immer gleich ab:
Zuerst trifft die freilaufende Katze zufällig auf den potentiellen neuen Besitzer. Nach mehreren Sichtungen wird der Katze mal was Leckeres raus gestellt: in der Regel sind es so artgerechte Dinge wie Kochschinken, Milch und ähnlicher Unsinn – findet das Tier aber meist hochinteressant und schmackhaft, da es sowas zu Hause ja nicht gibt.
Nun besteht in den meisten Fällen die vollkommen irrsinnige Annahme, dass dieses Tier Not leide, Hunger habe und bestimmt niemandem gehöre. Schließlich habe man sogar schon Durchfall vom ‚armen Tierchen‘ gefunden (der scheiß Kondensmilch sei Dank).
Ab jetzt wird fleißig Katzenfutter gekauft – meist nur der Süßkram voller Zucker (ich erwähn mal keine Marken, jeder kennt sie aus der penetranten Werbung). Aber schließlich binden Geschmacksverstärker besser ans Haus als was Gesundes.
Und Schritt für Schritt wird das Tier ins Haus gelockt, bis es dann zum ersten Mal bei Tierarzt stolz als ‚gerettetes (meist verstörtes) Opfer‘ präsentiert wird…Der untersuchende Tierarzt wird bei solch herrenlosen Tier (auch wenn der menschliche Anhang es so niemals definieren würde) in aller Regel nach erworbenen Kennzeichen wie Tätowierung oder Mikrochips suchen. Vielleicht erkennt er/sie das Tier aber auch schon anhand eines unverwechselbaren Charakteristikums wie bspw. besondere Fellzeichnung, amputierte Gliedmaße o.ä., weil das Tier ggf. mit seinem tatsächlichen Besitzer schon bei ihm/ihr war.
Aber wenn das Tier kein besonderes Erkennungsmerkmal aufweist und auch nicht mittels Tätowierung oder Chip gekennzeichnet ist, gestaltet sich eine Zuordnung meist sehr schwierig bis unmöglich.Daher folgende 2 Bitten von Herzen:
1. Jede Katze und jeder Kater sollte markiert sein!
Auch wenn das Tier nur ein reines Wohnungstier sein soll, kann es trotzdem unter widrigen Umständen dazu kommen, dass es einen Weg nach draußen findet.
Darüber hinaus sollte das Tier beim zentralen Haustierregister TASSO gemeldet sein, damit es überhaupt zugeordnet und der Eigentümer schnellstmöglich informiert werden kann wenn das Tier gefunden wurde.2. Keine fremden Katzen füttern!
In aller Regel haben freigehende Katzen ein gutes Zuhause, in dem sie artgerecht ernährt, versorgt, geliebt und auch im Zweifelsfall vermisst werden.
Katzen, die ein schönes Zuhause suchen findet man übrigens in jedem Tierheim – aber nicht auf der heimischen Terrasse (nur so als kleiner Tipp).
Das Füttern verwilderter Katzen ist übrigens vollkommen kontraproduktiv, denn durch das oft praktizierte ‚All-You-Can-Eat‘ wird die Fortpflanzung extrem gesteigert. Unser (eh schon instabiles) Ökosystem verkraftet keine gelenkte Katzenvermehrung aus falscher Tierliebe in freier Wildbahn!
Wer wilde Tiere unbedingt füttern möchte darf gerne ganzjährig die heimische Population an Wildvögeln mit saisonal-angepasstem Futter verwöhnen.
Aber FINGER WEG von freilaufenden Katzen!
Wenn ihr eine vermeindlich herrenlose Katze öfters seht und die Vermutung habt es könne sich um einen Ausreißer handeln, hängt doch einfach ein paar ‚Fund-Plakate‘ in der Nachbarschaft auf – mit Sicherheit vermisst jemand das Tier bereits und ist heilfroh, dass die Fellnase auf Abwegen gesichtet wurde…
Und wenn sich so niemand finden sollte (weil das Zuhause vielleicht weiter entfernt als gedacht) kann man immer noch den möglichen Chip auslesen lassen.Warum ich diesen Artikel überhaupt schreibe?
Der ein oder andere hat’s bestimmt mitbekommen:
eine unserer Katzen kam 6 Tage nicht heim!
Nachdem wir hier einen Aufruf gestartet und zeitgleich die Nachbarschaft mit Suchplakaten von TASSO volltapeziert haben, stand unser KLEINER MUCK nicht mal 3 Stunden später wieder auf der Matte.
Er hatte in der Zwischenzeit etwas ZUgenommen, sich aber im Wesen derart verändert: ist kopfscheu, vollkommen verstört bis panisch, im gesamten Körperstamm verspannt und schmerzhaft, lässt sich nicht mehr hochheben und verkriecht sich hilfesuchend unter Couch und Co.
Dies sind definitiv keine Anzeichen einer unwissentlich im Keller oder Schuppen eingesperrten Katze.
Jemand hat diesen Kater bewusst gefangen gehalten, durch die Suchplakate Schiss bekommen und ihn daraufhin schnell wieder freigelassen.
In welcher bekloppten Welt leben wir eigentlich???
Vielleicht öffnet ja dieser Artikel dem ein oder anderen Katzenfütterer die Augen…PS: Vielen lieben Dank an das tolle Team von Tasso e.V. – absolut professionelle und super schnelle Reaktion. Bitte macht genau so weiter!
Tierarzt Sebastian Goßmann-Jonigkeit (aus Engelskirchen nahe Köln)